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Georeferenzierung - eine Gratwanderung

Nach Landeskoordinaten georeferenzierte Plandaten lösen bei den einen Schweissausbrüche, bei den anderen dagegen Freudensprünge aus. Beim Thema Georeferenzierung gibt es in unseren Planungsalltag noch immer keinen gemeinsamen Nenner. Überspitzt gesagt, zeichnet der Architekt in der Nähe des Programm-Nullpunktes und dreht das Gebäude so, wie es halt praktisch ist, der Landschaftsarchitekt dagegen zeichnet dort, wo die AV-Daten im CAD-Programm gerade erschienen sind. LV03 oder LV95, wer weiss? Und der Vermesser ist froh wenn er überhaupt eine CAD-Datei kriegt. Von gemeinsamer Strategie und Methodik sind wir damit noch weit entfernt, solange aber am Schluss alles irgendwie zusammenpasst, funktioniert es ja. Nur leider ist im Planungsprozess viel Zeit bei der Aufarbeitung der Plangrundlagen verloren gegangen.
Seit der Begriff «Koordiniertes Gesamtmodell» im Zusammenhang mit der BIM-Methode existiert, stellt sich die Frage: «Wie bringen wir alle Fachmodelle an den korrekten Ort und dies auch noch per Knopfdruck?» Und vor allem «Wo ist dieser Ort?». Verständlicherweise möchte jeder Fachplaner seine gewohnten Arbeitsschritte und Strategien beibehalten, da diese ja schliesslich schon immer so funktioniert haben! Leider oder zum Glück werden wir durch BIM gezwungen, unsere Gewohnheiten zu überdenken.
Als wir vor drei Jahren mit Revit starteten und feststellten, dass das interne Koordinatensystem nur ca. 30x30km gross ist, mussten wir erst einmal leer schlucken. Uns wurde einmal mehr bewusst, dass wir ein Programm verwendeten, welches in erster Linie nicht für die Landschaftsarchitektur und ihre Bedürfnisse entwickelt wurde und wir uns momentan im Hochbau-Territorium bewegen. Der Chef meinte sofort: «Wir müssen unbedingt georeferenziert arbeiten!» , der BIM-Abwicklungsplan sagte dagegen: «Koordinationspunkt ist 0,0,0»!
Dass in Revit 0,0,0 nicht gleich dem 0,0,0 ist, welcher wir von AutoCAD kennen, wurde uns klar, als wir uns mit den 3! verschiedenen Koordinatenpunkte auseinandersetzten. Wir müssen ehrlich zugeben, dass wir den Umgang mit den drei Punkten erst nach einem Jahr richtig verstanden haben. In Revit gibt es nämlich nicht nur einen Ursprungspunkt, nein es gibt deren drei. Der «Interne Nullpunkt», der «Vermessungspunkt» und der «Projekt-Basispunkt». Diese drei Punkte sind notwendig, um das oben erwähnte Problem zu bewältigen.


Revit von Autodesk ermöglicht es jedem Gewerk, mit seiner gewohnten Verortung weiterzuarbeiten und schafft es, schlussendlich doch alle Modelle passend übereinander zu legen. Denn die jeweiligen Punkte beschreiben nicht ihren Standort, sondern die Abhängigkeit und den relativen Standort im Verhältnis zu den anderen Punkten. Kurz gesagt, solange der «Projekt-Basispunkt» und der «Interne Nullpunkt» übereinander liegen und ausgemacht wird, wo sich der «Projekt-Basispunkt» im Katasterplan z.B. auf einem Grenzpunkt befindet, kann jeder Planer sein eigenes «Grundstück» erstellen, sei dies bei 0,0,0 oder richtig im LV95 positioniert. Dann muss nur noch bestimmt werden, welches «Grundstück» für den Export verwendet werden soll und schon passen die Modelle wie die Faust aufs Auge übereinander.
