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- Modellierung
Punktgenau Arbeiten 1.0
Wie können Punktwolken in der Landschaftsarchitektur genutzt werden?
Im ersten Teil von Punktgenau arbeiten zeigen wir, wie wir Punktwolken zu unserem Vorteil auf kleinem Raum einsetzen, welche Programme wir dafür verwenden und wie wir mit diesem Arbeitsinstrument sowohl Laien als auch Fachpersonen von unseren Ideen überzeugen konnten.
Jeder Planer kennt die Problematik mit Eingriffen und Bauten in der Nähe von Bäumen. Besonders alte Bäume haben ein sensibles Wurzelwerk und mächtige Wurzelansätze, die nicht verletzt werden dürfen. In unserem Fall handelt es sich um alte Platanen an einer Uferpromenade. Mit den Jahren haben sie sich zwischen Ufermauer und Promenadenweg ihren Platz erobert und komplizierte, knorrige Wurzelansätze gebildet.
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Verarbeitung mit Photogrammmetrie
Ziel des Projektes ist eine Verbreiterung der Promenade, ohne die Bäume zu schädigen. Doch wie können solch komplizierte Formen genau in unser Modell übertragen werden? Dieser Frage haben wir uns gestellt und die Antwort ist Photogrammmetrie!
Photogrammmetrie ist ein Verfahren, mit dem Punktwolken ohne spezielle Ausrüstung erstellt werden können. Es müssen von einem Objekt, in unserem Fall die Wurzelansätze, mehrere sich überlappende Fotos erstellt werden. Umso mehr Fotos, desto genauer die resultierende Punktwolke. Wir haben für einen Abschnitt von drei Bäumen ca. 250 Fotos verwendet. Dabei ist wichtig, dass sich in dem Bereich Objekte befinden, welche später als Referenz genutzt werden können.
Zur Weiterverarbeitung der Fotos nutzen wir Recap Pro. Hier werden die Fotos hochgeladen und anschliessend vom Programm zu einer Punktwolke verarbeitet. Die Wolke muss anschliessend im Programm noch manuell skaliert, gedreht, und auf die Meereshöhe gesetzt werden damit sie georeferenziert ist. Als Alternative zu Recap Pro bietet sich beispielsweise Pix4D an.
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Erstellung eines Digitalen Geländemodells
Die Punktwolke ist jetzt bereit für dem Import in unser Modellierungsprogramm Revit. Sie kann als .rcp oder.rcs Datei gelesen und dargestellt werden. Weil die Punktwolke auf dem kleinen Raum nicht sehr praktikabel ist, haben wir uns entschieden, sie zuerst in Civil 3D weiter zu verarbeiten. Hierzu importieren wir die Punkte in Civil 3D und erstellen ein digitales Geländemodell aus der Punktwolke. Das bedeutet, dass zwischen den Punkten Dreiecke trianguliert werden, welche dann eine Haut auf der Punktewolke generieren. Die Haut bildet exakt die Höhen ab, die wir im Modell benötigen. Das digitale Geländemodell kann jetzt zu einem Volumenkörper extrahiert und in dieser Form anschliessend in Revit importiert werden.
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Weiterverarbeitung mit Revit
Der Volumenkörper ist eine geeignete Modellgrundlage, um darauf weiter zu planen. Um den Wurzelraum der Platanen nicht zu beeinträchtigen, haben wir uns für eine Deckkonstruktion entschieden, welche auf den Bestand aufgebaut wird. Mit der 3D Abbildung der Wurzelansätze kann jedes Fundament und jeder Träger genau platziert und in der Höhe überprüft werden.
Mit Hilfe dieses Modells kommunizieren wir mit allen Projektbeteiligten auf Augenhöhe. Jeder wird mit seinen Anliegen abgeholt und alles fliesst im Modell visuell ersichtlich zusammen.
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